Die Norwegian Escape kommt zurück nach Europa

Die Norwegian Getaway in Hafen der Meyer Werft. Foto: Christoph Assies
Die Norwegian Getaway in Hafen der Meyer Werft. Foto: Christoph Assies

Ein Gastbeitrag von Christoph Assies

Die US-Reederei Norwegian Cruise Line ist auf Wachstumskurs – und das nach der Bekanntgabe von zwei weiteren Schiffen der Leonardo-Baureihe nicht nur bei der Flotte. Jetzt hat das Unternehmen aus Miami verkündet, in der Saison 2020 neben der Norwegian Epic und der Norwegian Dawn auch die 2014 auf der Papenburger Meyer Werft gebaut Norwegian Getaway für Mittelmeer-Kreuzfahrten einzusetzen. Zusätzlich kommt 2020 für neuntägige Ostseekreuzfahrten ab Warnemünde die 2015 ebenfalls von der Meyer Werft abgelieferte Norwegian Escape zurück nach Europa.

NCL erhöht damit erheblich seine Kapazitäten in Europa und schickt zeitgleich zwei besonders beliebte Schiffe neueren Baujahres nach Europa.

Die Norwegian Getaway ist das zweite Schiff der Breakaway-Baureihe und ist bereits im kommenden Jahr auf der Ostsee-Tour unterwegs. Das Schiff ist 326 Meter lang, 39 Meter breit und hat Platz für 4028 Passagiere. Konzipiert wurde es seinerzeit für Kreuzfahrten ab Miami. Ab dem 8. Mai 2020 unternimmt die Norwegian Getaway zehn- und elftägige Kreuzfahrten ab Civitavecchia.

Die 2002 auf der Meyer Werft gebaute, deutlich kleinere, Norwegian Dawn bietet ab dem 15. Mai sieben- bis elftägige Touren durch die Adria zu den griechischen Inseln ab Venedig an.

Die Norwegian Escape kehrt erstmals seit ihrer Indienststellung im Oktober 2015 nach Europa zurück. Als erste Schiff der Breakaway-Plus-Klasse ist die Escape 325 Meter lang, 41,4 Meter breit und hat Platz für 4266 Passagiere. Sie war in ihrer Premierensaison ab Miami für siebentägige Touren in die östliche Karibik eingesetzt und fährt in diesem Sommer ab New York nach Bermuda und Neuengland.

Die Norwegian Escape in Southampton. Foto: Christoph Assies
Die Norwegian Escape in Southampton. Foto: Christoph Assies

Die Breakaway-Plus-Baureihe, zu der neben der Norwegian Escape, die ausschließlich für den asiatischen Markt gebaute Norwegian Joy und das neueste Schiff der Flotte, die Norwegian Bliss gehören, ist nach Angaben von NCL-Präsident Andy Stuart „die bisher erfolgreichste Klasse in der Geschichte unseres Unternehmens“. Der Einsatz, speziell der Norwegian Escape, ist also ein deutliches Signal für das europäische Fahrtgebiet von der Reederei.

Gleichzeitig hält die Konzernzentrale in Miami weiterhin an der Norwegian Epic für den Sommereinsatz im Mittelmeer fest. Seit vielen Jahren fährt der 2010 auf der französischen STX-Werft in Saint Nazaire gebaute Prototyp der nie weiter verfolgten F3-Baureihe im westlichen Mittelmeer ab Barcelona. Ein echter Evergreen für knapp 5000 Passagiere, der auf dieser festen Routen nach Angaben der Reederei durchaus auch sein Stammpublikum hat.

Die Norwegian Cruise Line befindet sich derzeit auf Platz sieben der Kreuzfahrtreedereien, die von deutschen Gästen gebucht werden und bietet seit dem Jahr 2016 Touren mit „Premium alles inklusive“ an. Der Anspruch von Frank Del Rio, Präsident von Norwegian Cruise Line Holdings, die Marke ins Premium-Segment zu führen, ist spätestens bei der Vorstellung des neuen Flaggschiffes Norwegian Bliss im April dieses Jahres deutlich geworden. Gediegen, elegante Einrichtung, Eigenproduktionen im ohnehin schon beeindruckenden Entertainment-Programm und erstklassiges Essen verdienen das Prädikat „Premium“ auf jeden Fall. Die Kunden von NCL hatten die Bliss zuvor mit Vorschusslorbeeren bedacht: Nach Angaben von Kevin Bubolz, NCL-Direktor für Europa, war die Norwegian Bliss der am besten im Voraus gebuchte Neubau der Firmengeschichte.

Die Norwegian Encore. Grafik: Norwegian Cruise Line
Die Norwegian Encore. Grafik: Norwegian Cruise Line

Im Oktober kommenden Jahr wird der vorerst letzte Neubau von der Papenburger Meyer Werft, die Norwegian Encore in Dienst. Sie ist dann das 13. Schiff der Flotte, das in Papenburg gebaut wurde. Auf der Werft im Emsland geht dann einer der treuesten Kunden der Unternehmensgeschichte. Über die Gründe schweigen die Verantwortlichen. Waren es Dockkapazitäten oder am Ende doch verlockende Rabatte, mit denen die italienische Fincantieri-Werft geködert hat? Dort entsteht ab dem Jahr 2022 die neue Leonardo-Baureihe. Erst im Juli waren bisherige Optionen für das fünfte und sechste Schiff der Baureihe in feste Aufträge für 2026 und 2027 umgewandelt worden. Mit Platz für „nur“ 3300 Passagiere sollen die Schiffe der Leonardo-Klasse eine Zwischengröße zwischen der älteren Jewel-Klasse mit Platz für rund 2100 Passagiere und den Schiffen der Breakaway- und Breakaway-Plus-Klasse sein. „Sie werden uns mehr Flexibilität geben“, sagt Reedereichef Andy Stuart. Zudem sollen die Leonardo-Schiffe so gestaltet werden, dass Passagiere noch mehr Verbindungen zum Meer bekommen. Die ersten Renderings des Leonardo-Prototyps erinnern an die MSC Seaside und die Schiffe von Virgin Voyages, die ebenfalls von Fincantieri sind.

Die Norwegian Cruise Line wächst also weiter und setzt mit der nun verkündeten Stationierung von zweien der modernsten Schiffen der Flotte auch ausdrücklich auf den europäischen Markt.