Hinter den Kulissen der Kreuzfahrt: Terminalmanagement in Bremerhaven

Laura Peters arbeitet als Terminalmanagerin
Laura Peters arbeitet als Terminalmanagerin

Die Organisation, die hinter einer Kreuzfahrt steckt, ist umfangreich und doch meist unsichtbar für das Auge des Gastes. Um euch die komplexen Strukturen hinter einer Kreuzfahrt näherzubringen, haben wir die Interviewreihe „Hinter den Kulissen der Kreuzfahrt“ gegründet.

Heute wollen wir euch jemanden vorstellen, der sich tagtäglich darum kümmert, dass die Abläufe im Kreuzfahrtterminal für alle Beteiligten so reibungslos wie möglich funktionieren.

Laura Annabel Peters ist Terminalmanagerin am Columbus Cruise Center Bremerhaven (CCCB). Seit August 2017 ist die 28-jährige nun in dieser Funktion tätig und hat uns einen Einblick in ihren Berufsalltag gewährt.

Laura, du bist Terminalmanagerin. Erzähl unseren Lesern doch mal, was zu deinen Aufgaben gehört. Was macht man als Terminalmanager – operativ beim Anlauf und zur Vor- und Nachbereitung im Büro?

Die Arbeit als Terminalmanagerin ist sehr abwechslungsreich und umfasst viele unterschiedliche Bereiche. Ich gebe euch gerne einen Überblick über meine Aufgaben:

Während der Kreuzfahrtsaison kümmere ich mich gemeinsam mit zwei weiteren Kolleginnen um alle Belange, die passagierseitig anfallen. Vor jedem Anlauf planen wir im engen Kontakt zu den jeweiligen Schiffen deren Anlauftag. Das bedeutet die Platzierung der Busse in unserem Busbahnhof, zum Teil auch die Bestellung der Busse, die Personalplanung unserer Mitarbeiter und Aushilfen, die Stellung und Beschriftung unserer Leitsysteme im Terminal und vieles mehr. Am Anlauftag selbst sind wir Hauptansprechpartner der Reederei und der Mitarbeiter, die im Terminal tätig sind. Wir sorgen dafür, dass jeder Anlauf so reibungslos wie möglich verläuft, helfen bei Fragen und Schwierigkeiten und koordinieren die verschiedenen Positionen und Teams.

Das Columbus Cruise Center Bremerhaven
Das Columbus Cruise Center Bremerhaven

Sobald das Schiff abgelegt hat, gibt es unterschiedliche administrative Aufgaben, die erledigt werden müssen. Dazu gehören unter anderem die Abrechnung der passagierseitigen Abfertigung, die Parkplatzabrechnung, sowie die Abrechnung der Sicherheitskosten. Bei einigen Reedereien erstellen wir außerdem einen Turnaround Report, in dem noch einmal die Einzelheiten des vergangenen Anlauftages beschrieben werden um gegebenenfalls Nachbesserungen für den nächsten Anlauf zu planen. Auch für die Prüfung der Eingangsrechnungen sind wir zuständig.

Außerdem sagt man ja so schön: „Nach dem Anlauf ist vor dem Anlauf“. Das bedeutet, dass wir auch während der Nachbereitung des letzten Anlaufes schon wieder mit der Vorbereitung für den nächsten Anlauf beginnen.

Wie bist du denn Terminalmanagerin geworden?

Mein Interesse an der Kreuzfahrtbranche fing mit einem Praktikum in einem Reisebüro in Kalifornien an. Dort verkauften wir hauptsächlich Kreuzfahrten und mich faszinierte die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit einen Einblick in viele unterschiedliche Länder und Kulturen zu gewinnen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich selbst jedoch noch keine Kreuzfahrt gemacht. Dennoch hörte ich gespannt den Erfahrungsberichten der Kunden zu.

So blicken die Passagiere an Bord auf das Columbus Terminal
So blicken die Passagiere an Bord auf das Columbus Terminal

Als ich wieder in Deutschland war, entschied ich mich aus diesem Grund den Studiengang  Cruise Tourism Management in Bremerhaven zu studieren. Während meines letzten Semesters an der Hochschule machte mich eine Kommilitonin darauf aufmerksam, dass eine neue Terminalmanagerin am Columbus Cruise Center gesucht wird, woraufhin ich meine Chance ergriff und mich bewarb. Ich hatte großes Glück eine solche Chance direkt nach dem Studium wahrnehmen zu dürfen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag als Terminalmanagerin aus?

Einen typischen Arbeitstag gibt es tatsächlich nicht. Es gibt einige Abläufe, die sich wiederholen, jedoch ist jeder Anlauftag und jede Reederei unterschiedlich. Genau das ist es, was den Beruf als Terminalmanagerin für mich auch immer wieder so spannend macht. Gleich bleibt, dass einer von uns Terminalmanagerinnen ca. 90 Minuten vor Schiffsankunft am Terminal eintrifft.

Bei Anläufen der Flotte von TUI Cruises ist also ab 4:00 Uhr morgens bereits das erste Leben im Terminal. Sobald wir vor Ort sind, beginnen wir mit den letzten Vorbereitungen für den Tag. Wir setzten alle Leitsysteme in Gang, legen wichtige Informationen und Arbeitsmaterialien für die Mitarbeiter bereit und öffnen, sobald unser Sicherheitspersonal vor Ort ist, die Eingänge.

Das Columbus Cruise Center Bremerhaven
Das Columbus Cruise Center Bremerhaven

Hat das Schiff dann angelegt, geht es für unser Personal mit der Aufstellung des Gepäcks los. Dabei koordinieren und überwachen wir die richtige Aufstellung, sodass alle Gäste ihr Gepäck an der richtigen Stelle wieder finden. In dieser Zeit agieren wir natürlich auch, wie am gesamten Anlauftag als Ansprechpartner für die Gäste und die Mitarbeiter von Bord. Wir helfen bei der Verbindung der Check-In Counter mit dem Schiff, der Steuerung und Platzierung der Busse oder anderen Belangen.

Nach der Ausschiffung helfen wir dann bei der Vorbereitung auf die Einschiffung, unterstützen bei Kofferverwechslungen oder vergessenen Gepäckstücken etc. Außerdem stellen wir sicher, dass alle Mitarbeiter des Terminals ihre Aufgaben kennen und erfüllen. Das Wichtigste an einem Anlauftag ist es, dass wir als Terminalmanagerinnen immer präsent sind und an jeder Position unterstützend und koordinierend agieren. Im Laufe des Tages schauen wir dann, je nach den verbleibenden einzuschiffenden Passagieren, ob an manchen Positionen eventuell schon Personal in den Feierabend geschickt werden kann. Sobald dann alle Gäste an Bord sind und die Passagierbrücke abgelegt wird, schließen wir das Terminal und spielen Auslaufmusik um das Schiff zu verabschieden.

Was sind die Herausforderungen in deinem Beruf als Terminalmanagerin?

Die größte Herausforderung in diesem Beruf ist die Unberechenbarkeit und die dadurch notwendige Flexibilität. Am Anfang musste ich mich sehr daran gewöhnen, dass viele Dinge, die man vorher so gut geplant hatte, plötzlich von einer Sekunde auf die andere nicht mehr umsetzbar sind, sodass man oftmals schnell neue Lösungen finden muss. Beispiele hierfür sind unter anderem Notfälle an Bord, weshalb das Schiff früher anlegen muss, technische Probleme, weswegen ein Schiff eventuell länger bei uns bleibt, Wetterbedingungen, die ein Ablegen verzögern und vieles mehr.

Das Lachen verrät es: Laura liebt ihren Job als Terminalmanagerin
Das Lachen verrät es: Laura liebt ihren Job als Terminalmanagerin

Als Terminalmanagerin musst du sicherlich viele unterschiedliche Teams und Firmen koordinieren. Mit welchen anderen Positionen arbeitest du zusammen?

Unser Unternehmen an sich ist relativ klein. Wir haben nicht viele fest angestellte Mitarbeiter und arbeiten an Anlauftagen immer mit mehreren Subunternehmen und Partnern zusammen. So haben wir zum Beispiel ein externes Reinigungsunternehmen. Die Personalbestellung und Planung läuft jedoch trotzdem komplett über uns.

Wir haben ein zudem weiteres Unternehmen, welches für uns den Gepäckumschlag und die Proviantierung übernimmt, auch dies wird von unserem Kajenmanagement und uns als Terminalmanagement gesteuert. Ein weiteres Subunternehmen stellt uns Personal für Positionen wie den Parkplatzeinweiser, Mitarbeiter an der Gepäckannahme, Hostessen usw. Auch hier läuft die Bestellung und Koordination ausschließlich über uns. Auch unsere Sicherheitskräfte werden über ein Subunternehmen gestellt.

Proviantierung der Mein Schiff 5 in Bremerhaven
Proviantierung der Mein Schiff 5 in Bremerhaven

Hier ist es wichtig vor Ort dafür zu sorgen, dass all diese Unternehmen gut zusammen arbeiten und man Unstimmigkeiten und Reibungen schnell aus der Welt schafft. Wir haben natürlich noch einige andere Firmen mit denen wir als Partner zusammen arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel die Schiffsagenten, Taxiunternehmen, ein Busunternehmen oder ein Unternehmen, welches den Passagieren weitere Parkmöglichkeiten anbietet.

Was machst du außerhalb der Saison, wenn keine Kreuzfahrtschiffe Bremerhaven anlaufen?

Das ist die wohl meist gefragte Frage, die wir erhalten. Es fällt tatsächlich einiges an Arbeit an. Wir machen für unsere jeweiligen Bereiche die Budgetplanung und erstellen die ersten Personaljahres- und Investitionspläne. Außerdem führen wir jedes Jahr mit allen Partnern und Reedereien Saisonabschluss- und Saisonauftaktsgespräche. Diese dienen dazu, dass wir noch einmal schauen, wo wir uns eventuell verbessern können, wo es noch Handlungsbedarf gibt und welche eventuellen Veränderungen in der kommenden Saison auf uns zukommen. Diese arbeiten wir natürlich im Nachhinein auf.

Wir nutzen diese sogenannte Nebensaison auch dafür, einmal mit allen festen Mitarbeitern eine gemeinsame Workshopreise zu unternehmen. Das machen wir, um für uns als Unternehmen unser Verbesserungspotenzial zu identifizieren, uns untereinander auszutauschen, neue Ideen und Arbeitspläne auszuarbeiten und unseren Teamgeist für die kommende Saison zu stärken.

Außerdem haben wir zum Teil in der Nebensaison Ausrüstungsschiffe an der Kaje. Dieses Jahr hatten wir zum Beispiel vor der eigentlichen Kreuzfahrtsaison für mehrere Wochen die Spectrum of the Seas bei uns. Diese Ausrüstungsschiffe bekommen dann hier den letzten Schliff bis sie der jeweiligen Reederei übergeben werden. Dort fällt auch viel an Arbeit an. Die neuen Mitarbeiter an Bord bekommen in unseren Räumlichkeiten im Terminal ihre finalen Schulungen, um sie für die Arbeit an Bord vorzubereiten, sämtliche Utensilien müssen an Bord gebracht werden und der sogenannte „Black out Test“, bei dem alle Personen für mehrere Stunden von Bord müssen, muss geplant werden.

Die World Dream bei ihrer Endaurüstung in Bremerhaven im Oktober 2017
Die World Dream bei ihrer Endaurüstung in Bremerhaven im Oktober 2017

Welches Schiff oder welche Reederei ist die größte Herausforderung für dich als Terminalmanagerin?

Ich denke, das kann man schlecht pauschal sagen. Ich würde hier eher sagen, dass es Reedereien bzw. Schiffe sind, welche vorher noch nicht bei uns festgemacht haben. Zu Anfang dauert es natürlich immer etwas bis sich alles eingespielt hat und man genau weiß, welche Dinge man bei diesem Schiff beachten muss. So ist ein Schiffsanlauf von einem Schiff der Phoenixflotte zum Beispiel immer sehr reibungslos. Diese Schiffe und auch die Mitarbeiter kennen unseren Hafen und es ist alles sehr eingespielt, während dies bei Erstanläufen natürlich noch nicht der Fall ist.

Die MS Deutschland an der Columbuskaje in Bremerhaven
Die MS Deutschland an der Columbuskaje in Bremerhaven

Dürfen wir fragen, was absurdeste ist, das dir bisher in dem Beruf als Terminalmanagerin passiert ist?

Wir haben immer einmal wieder Situationen, welche man eigentlich nur beschmunzeln kann. Dazu gehören unter anderem die regelmäßigen Zwischenfälle bei der Gepäckausgabe. Damit unsere Mitarbeiter dort gut arbeiten können, muss alles abgesperrt sein bis alle Koffer stehen. Das verstehen aber viele Gäste nicht und klettern unter den Absperrbändern durch oder reagieren aggressiv.

Jedoch war eine der absurdesten Situationen, die ich erleben durfte, ein Schiffsanlauf bei dem das Schiff einige Stunden Verspätung hatte. Das Schiff war noch nicht einmal in Sichtweite, jedoch standen die Gäste, welche neu an Bord gehen wollten, bereits am Check-In und schrien mich an, wie es denn sein kann, dass sie noch nicht einchecken können. Ein Check-In funktioniert jedoch komplett über die Systeme des Schiffes, was bedeutet, dass das Personal von Bord unsere Counter mit dem Schiff verbinden muss, um einen Check-In durchzuführen. Dies versuchte ich auch zu erklären, jedoch mit nur mäßigem Erfolg.

Würdest du auch selber auf eine Kreuzfahrt gehen?

Ich war tatsächlich im letzten Jahr das erste Mal selbst auf einer Hochseekreuzfahrt und würde es immer wieder tun. Es war einer der schönsten Urlaube, die ich bisher gemacht habe. Es war toll so viel zu sehen und trotzdem jeden Abend in dasselbe Bett zu fallen und nicht jeden Morgen aufs Neue die Koffer zu packen, um nach stundenlangem Fahren am nächsten Ziel zu sein (was nicht bedeutet, dass ich Roadtrips nicht mag, denn man bekommt bei einer Kreuzfahrt eben nur einen kurzen Einblick in die Kultur und das Land und kann nicht sagen: „Hier bleiben wir etwas länger“. Für mich hat beides seine Vor- und seine Nachteile).

Was magst du am meisten an deinem Beruf als Terminalmanagerin?

Ich liebe es, dass kein Tag wie der andere ist und dass ich unfassbar viele und sehr unterschiedliche Aufgaben habe, welche sowohl den Kontakt zu den Gästen, Reedereien etc., jedoch auch administrative Arbeiten beinhalten. Ich finde es auch toll, dass man so viel Kontakt zu unterschiedlichen Menschen aus den verschiedensten Nationen hat. Man lernt oft neue Kulturen kennen, auch wenn man an einem und denselben Ort bleibt.

Das Terminal in Bremerhaven gilt als eines der modernsten Europas. Was macht es so besonders?

Wir haben einige Besonderheiten hier vor Ort. Dies beinhaltet sowohl bauliche Gegebenheiten, als auch operative Abläufe. Eine Besonderheit bei uns ist sicherlich, das Prinzip, dass alles aus einer Hand kommt. Das bedeutet, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen Terminals eine komplette Abfertigung anbieten. In anderen Häfen übernimmt dies oft eine Groundhandling Agentur und der Terminalbetreiber übergibt nur die Schlüssel. Wir bieten hier den kompletten Gepäckumschlag, die Proviantierung und einiges mehr direkt mit uns als Ansprechpartner an.

Außerdem haben wir die Möglichkeit, an unserem Terminal bis zu vier Schiffe gleichzeitig abzufertigen. Wir haben drei Passagierstege, welche hochmodern sind und sich der Tide anpassen können. Bei einem Vierercall, den wir in regelmäßigen Abständen mit der Phoenixflotte haben, nutzen wir dann zusätzlich eine Landgangway für das vierte Schiff.

MS Hamburg Heckansicht
MS Hamburg in Bremerhaven

Was macht Bremerhaven als Turnaroundhafen besonders?

Zu den oben bereits genannten Punkten kommt für viele Reedereien noch hinzu, dass Bremerhaven als Turnaroundhafen eine besonders attraktive Lage hat. Der Hafen liegt direkt an der offenen See, somit müssen die abfahrenden Schiffe hier nicht erst auf Zufahrtsflüssen fahren, bevor sie ins offene Meer können.

Zum Schluss hast du einen Wunsch frei. Welches Schiff würdest du gerne am CCCB begrüßen?

Ich muss gestehen, da bin ich wohl ein typisches Mädchen. Ich würde es lieben, eins der Disney Schiffe hier erleben zu dürfen. Vor einigen Jahren hatten wir die Disney Dream und die Disney Fantasy als Ausrüstungsschiffe bei uns an der Kaje.

Meine Kollegen schwärmen noch heute davon, wie toll das war. Während der Zeit wurde das komplette Terminal umfunktioniert und einige Räume wurden unter anderem als Näherei genutzt, in denen die Kostüme von Mickey Maus und Co genäht wurden. Ich wünschte ,ich hätte zu diesem Zeitpunkt bereits im CCCB gearbeitet. Also wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir definitiv erneut ein Disney Schiff an der Kaje wünschen.

Die Disney Fantasy bei der Emsüberführung von der Meyer Werft zur Nordsee
Die Disney Fantasy 2012 bei der Emsüberführung von der Meyer Werft zur Nordsee

Wir danken Laura und dem Team vom Columbus Cruise Center Bremerhaven für ihre tägliche Arbeit und diesen authentischen Einblick in ihren Berufsalltag!

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