Mittwoch: Mittelalterfeeling in Tallinn
Unser Tag beginnt wieder sehr früh und auch wieder damit, die Koffer zu packen. Sobald alles verstaut ist, machen wir uns auf den Weg zum Frühstück. Hierbei erhaschen wir auch zum ersten Mal einen Blick auf Tallinn. Leider ist es sehr verregnet und wir hoffen, dass das Wetter noch besser wird.
Gegen 09:30 Uhr verlassen wir die Silja Europa. Tallink Silja hat das Terminal gerade erst renovieren lassen und somit gehören wir zu den ersten, die das hochmoderne Terminal nutzen dürfen. Wir sind erstaunt, wie hell und großzügig sich die Räumlichkeiten präsentieren.
Gleich vor dem Terminal finden wir dann auch gleich die Haltestelle, von wo aus wir mit Bus zu unserer nächsten Station fahren werden. Die Fahrt ist sehr kurzweilig und so sind wir nach rund fünf Minuten vor dem Tallink City Hotel. Hier dürfen wir eine Nacht verbringen, bevor wir wieder auf die Kreuzfahrtfähren wechseln.
Noch ist es zu früh zum Einchecken, aber wir können unser Gepäck dort lagern. Und schon geht es wieder weiter, denn wir wollen in die Altstadt. Bis zur Lehmpforte benötigen wir gute 15 Gehminuten, da das Hotel sehr zentral liegt. Gleich vor der Lehmpforte entdecken wir viele kleine Blumenläden, die etwas Farbe in das graue Wetter bringen. Von hier aus starten wir unseren Rundgang durch die Altstadt.
Zuerst möchten wir auf den Domberg, denn hier befindet sich unter anderem die Alexander-Newski-Kathedrale und es soll tolle Aussichtspunkte geben.
Auf dem Weg zum Domberg laufen wir zufällig durch eine schmale, steile Gasse und kommen an einem kleinen Platz aus, der von der Stadtmauer umrahmt wird. Hier werden wir schon das erste Mal mit einem tollen Ausblick belohnt.
Von hier aus ist unser nächstes Ziel die Alexander-Newski-Kathedrale, die nur wenige Meter entfernt liegt. Durch einen Bogen in der Stadtmauer gelangen wir zu ihr und können sie auch besichtigen. Im Gegensatz zur Uspenski-Kathedrale in Helsinki ist sie allerdings in einem gepflegteren Zustand. Auch von außen ist sie reich verziert und eine wahre Augenweide.
Über das nasse Kopfsteinpflaster geht es für uns weiter zur nächsten Kirche, dem Tallinner Dom. Hier werden wir wahrlich überrascht, denn an den Wänden hängen zahlreiche Wappen. So etwas haben wir bisher noch nicht gesehen.
Der Tallinner Dom dagegen wirkt eher schlicht Innen entdecken wir zahlreiche Wappen an den Wänden
Nun sind es aber auch genug Kirchen, die wir auf dieser Reise besichtigt haben. Trotz des schlechten Wetters wollen wir dennoch zu den Aussichtspunkten. Auf dem Weg zur Kohtuotsa Plattform laufen wir durch viele kleine Gassen, überall gibt es Souvenirgeschäfte und immer wieder treffen wir viele Reisegruppen, die durch die Stadt geführt werden.
Beeindruckende Aussicht auf Tallinn Und auch unser Schiff können wir entdecken
Zweiter Aussichtspunkt ist die Patkuli Plattform. Während wir auf der Kohtuotsa Plattform einen tollen Blick auf die Altstadt mit ihren vielen Türmen hatten, schauen wir nun auf eher ins Grüne. Von hier aus führen auch einige steile Treppen wieder hinab.
Unten angekommen stehen wir außerhalb der Altstadt, vor der Stadtmauer. Wir bummeln ein bisschen entlang der Mauer und sind beeindruckt, wie viel davon noch steht. Von hier aus beschließen wir, zur Markthalle am Hauptbahnhof zu laufen. Diese heißt Balti Jama Turg und neben viel frischem Obst und Gemüse entdecken wir innendrin auch einige Buden, die Street Food anbieten und ganz oben unter dem Dach befindet noch ein Restaurant und eine große Verkaufsfläche.
Zur Mittagszeit geht für uns wieder auf einen Markt Neben Lebensmitteln und Street Food wird hier auch Kleidung, Handwerk und Antikes angeboten
Verschiedene Verkäufer bieten hier ihre Ware an. Es gibt Kleidung, Trödel, Souvenirs, Kunst, Handwerk, Spielzeug und sogar Antikes. Bei dem schlechten Wetter lädt uns diese Mischung zum Verweilen ein, gerade im Bereich der Antiquitäten gibt es viel zu entdecken.
Aber auch die Street-Food-Stände wirken einladend. Da es nun auch bereits früher Mittag ist, suchen wir uns einen Stand aus und probieren taiwanische Baos, gedämpfte und gefüllte Teigwaren.
Gut gestärkt und wieder aufgewärmt laufen wir zurück in die Altstadt. Unser nächstes Ziel ist der Rathausplatz. Hier stehen viele tolle Altbauten, die in den unterschiedlichsten Farben gestrichen sind. Hier stehen wir nun im Herzen der Altstadt und sind wirklich begeistern von Tallinn. Wir fühlen uns schon den ganzen Tag durch das Kopfsteinpflaster, die alten Gebäude, die Stadtmauer und die kleinen, schmalen Gassen ins Mittelalter zurückversetzt.
Von hier aus gehen wir weiter zur Tallinner Ratsapotheke, die die älteste noch betriebene Apotheke Europas sein soll. Eröffnet wurde sie bereits 1422 und noch heute kann man hier Medikamente erwerben. In einem Nebenraum befindet sich eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Apotheke und auch etwas allgemeiner zu den verschiedensten Heilmethoden im Laufe der Zeit. Dieses kleine Museum lässt sich kostenlos besuchen und ist für uns sehr interessant.
Hier lernen wir auch, dass in der Ratsapotheke bereits im Mittelalter Marzipan als Arzneimittel hergestellt wurde. Dieses lässt sich gleich als Souvenir in zwei Varianten mitnehmen. Für die Familie entscheiden wir uns für die verzierte Variante mit etwas Schokolade und wir probieren das ganz einfache mit Mandelkern. Und was sollen wir sagen? Es ist sehr, sehr lecker und nicht so süß wie das herkömmliche Marzipan, das wir aus dem Supermarkt kennen.
Da wir ja bereits den Rathausplatz erreicht haben, neigt sich auch unsere Erkundungstour durch die Altstadt dem Ende entgegen. Ein Highlight haben wir uns bis zum Ende aufgehoben: ein Besuch auf der Stadtmauer. Durch die ruhige Katharinengasse gelangen wir zum Eingang am Hellemann-Turm. Für einen Eintrittspreis von 4,00 Euro dürfen wir uns auf den Weg nach oben machen.
Im Turm selber hängen einige Informationen zur Entstehung der Stadtmauer und ihrer Konstruktion. Oben angekommen, haben wir zwar keinen so spektakulären Ausblick wie von den Plattformen auf dem Domberg. Aber für uns geht es ja auch mehr um den Gang auf der Stadtmauer an sich.
Der begehbare Teil der Stadtmauer ist nicht sehr lang, aber ausreichend. Vom Hellemann-Turm können wir bis zum nächstgelegenen Turm über die Mauer laufen. Den Holzbalken merkt man ihr Alter an, sie knarzen ein wenig, aber halten natürlich. Am anderen Turm angekommen, beginnen wir den Abstieg.
Nun sind wir wieder zurück an der Lehmpforte und wir beschließen ins Hotel zurückzukehren, um einzuchecken und uns ein bisschen von den ereignisreichen Tagen zu erholen. Jeden Tag das Schiff zu wechseln und seine Koffer immer wieder aufs Neue zu packen, schlaucht dann schon ein wenig.
Der Check-In im Hotel verläuft zügig und wir erhalten schnell unsere Zimmerkarten. Unser Zimmer befindet sich auf der vierten Etage und liegt nach hinten raus. Zwar ist die Aussicht auf den Hinterhof nicht die schönste, aber dafür ist es hier sehr ruhig.
Das Zimmer ist in hellem Holz in Kombination mit goldenen Akzenten gehalten. Neben einem großzügigen Kleiderschrank verfügt das Hotelzimmer über eine reichhaltig gefüllte Minibar, einige Ablageflächen, einen Fernseher und kleinen Schreibtisch.
Das dazugehörige Badezimmer überzeigt uns von der Größe, ist aber sehr einfach gehalten und erinnert uns leider eher an ein Krankenhausbad. Einen großen Vorteil hat der Raum aber dennoch: eine Fußbodenheizung! So etwas haben wir in noch keinem Hotel erlebt und sind restlos begeistert. Gerade bei dem ungemütlichen Wetter, das wir in Tallinn erwischt haben, steigert die Fußbodenheizung den Wohlfühlfaktor.
Wir richten uns in unserem Zimmer etwas ein und entscheiden, eine kurze Pause einzulegen. Dabei legen wir auch gleich ein kleines Nickerchen ein. Die Betten sind sehr bequem und so schlafen wir etwas länger als beabsichtigt…
Nun aber los, wir haben Hunger, es wird Zeit fürs Abendessen. Hierfür wurde uns das Café Kompressor empfohlen. Wir machen uns also auf den Weg zurück in die Altstadt. Das Restaurant liegt etwas versteckt in einer Seitengasse nahe des Rathausplatzes. Das Innere ist sehr rustikal gehalten. Es ist gut gefüllt, aber wir finden noch einen freien Tisch.
Das Café Kompressor ist ein Pfannkuchenhaus, auf der Karte finden wir unzählige herzhafte und süße Varianten, und das für einen wirklich schmalen Taler. Wir bestellen von beidem je einen Pfannkuchen. Die Portionen sind groß und schmackhaft.
Gut gesättigt treten wir den Heimweg an. Für uns war das Restaurant kein Highlight, aber für unseren Zweck angemessen. Schade war, dass man hier nicht wirklich bedient wird. Die Karten holt man sich selbst vom Tresen, bestellt und bezahlt auch genau dort. Die Speisen werden dann aber zum Tisch gebracht.
Die Lehmpforte am Abend Der Rathausplatz gefällt uns auch am Abend sehr gut
Zurück im Hotel setzen wir uns an die Bar und bestellen uns noch einen Cocktail. Im Lobby- und Barbereich ist es ruhig. Mit uns sitzen nur wenige andere Gäste hier. Der Bereich ist ansprechend gestaltet, wir sitzen direkt am Fenster und können aus den gemütlichen Sesseln das Treiben auf der Straße beobachten.
Anschließend wird es wieder Zeit, unsere Koffer zu packen, denn am nächsten Morgen wartet das nächste Schiff auf uns.