Die Organisation, die hinter einer Kreuzfahrt steckt, ist umfangreich und doch meist unsichtbar für das Auge des Gastes. Wir haben wieder hinter die Kulissen geschaut und uns dieses Mal mit Annette Kasel, Kreuzfahrtleitung bei nicko cruises, unterhalten.
Nach den Interviews mit einem Lotsen und einer Terminalmanagerin, haben wir uns dieses Mal für ein Crewmitglied entschieden. Dabei liegt der Fokus allerdings nicht bei Hochseekreuzfahrten, sondern auf dem Fluss.
Natürlich könnt ihr weitere Details zur nickoVISION in unserem Schiffsportrait finden und auch einen genaueren Eindruck zu unserer Donaukreuzfahrt im Reisebericht.
Annette, stelle dich unseren Lesern doch einmal kurz vor.
Ich bin Annette Kasel, die Kreuzfahrtleitung an Bord der nickoVISION. Ich komme aus Essen und bin zu diesem Beruf über Umwege gekommen. Ich habe BWL studiert im dualen Studium und dann war es die Arbeit mit den Menschen und das Reisen, was mich auf den Fluss gebracht hat. Das war es, was mich angezogen und auch aus dem normalen Büroalltag weggebracht hat.
Was sind deine Aufgaben als Kreuzfahrtleitung?
Man kümmert sich natürlich um die Gäste. Ebenso bin ich dafür zuständig, das Tagesprogramm anzupassen, die unterschiedlichen Aktionen zu ergänzen und die Essenszeiten anzupassen. Es kann natürlich auch mal zu Abweichungen beim Reiseverlauf kommen und da bin ich dann gefragt, den Ablauf entsprechend zu justieren.
Und ich stelle an Bord unser Ausflugsprogramm vor, damit die Reisenden wissen, was sie erwartet. In den einzelnen Städten haben wir für die Landausflüge Agenturen. Die Ausflüge sind bereits im Voraus von der nicko cruises Zentrale in Stuttgart bestellt. Ich als Kreuzfahrtleitung gebe dann noch die Teilnehmerzahlen durch und melde die Ankunftszeit.
Wie sind eure Strukturen an Bord der nickoVISION?
Ich bin hier tatsächlich meine eigene Abteilung als Kreuzfahrtleitung. Ich gehöre zu nicko cruises und arbeite dort mit allen Abteilungen zusammen. Ansprechpartner an Bord sind für mich der Hoteldirektor und der Kapitän. Wir sind ein Dreiergespann und setzen uns auch zusammen, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen.
Die Zusammenarbeit von Nautik und Hotel ist aber auch super. Es macht viel Spaß! Wir sind hier rund 47 Crewmitglieder an Bord. In der Nautik haben wir normalerweise zwei Kapitäne, das kommt immer auf die Strecke an, die gefahren wird.
Wenn mehr zu fahren ist, sind es auch drei Kapitäne an Bord, also drei Patente. Dann haben wir grundsätzlich drei Matrosen und einen Maschinisten dazu. Also sind es dann 40 Crewmitglieder im Hotel für 220 Gäste in 110 Kabinen.
Warum hast du dich für den Fluss entschieden?
Ich mag es gerne klein und beschaulich, ich mag es, wenn ich meine Gäste kenne und auch öfter sehe. Es entstehen oft sehr interessante und lustige Geschichten. Ich brauche die schwankende See nicht so sehr. Hier auf dem Fluss geht es ja quasi wie auf Schienen.
Und wieso bei nicko Cruises?
Ich bin über einen Bekannten zu nicko cruises gekommen. Als ich in der Tourismusbranche gesucht habe, und auch aufs Schiff wollte, hat er mir damals nicko cruises empfohlen. Dadurch bin ich hier gelandet und fühle mich auch sehr wohl.
Insgesamt sind es nun zweieinhalb Jahre, die ich für nicko cruises arbeite. Zwischendurch habe ich einen kleinen Abstecher in einen ganz anderen Bereich gemacht, aber es hat mich doch wieder auf das Wasser zurückgezogen.
Wie gestaltet sich deine Arbeits- und Urlaubszeit?
Wir haben hier Saisonverträge. Die gehen meistens von Ende März bis Anfang November. Dann gibt es noch die Wintersaison, aber dann fahren nicht ganz so viele Schiffe.
Wir haben natürlich zwischendurch auch unseren Urlaub. Im November ist die nickoVISION zum Beispiel drei Wochen nicht gefahren und in der Zeit ist man dann auch zuhause oder auch privat auf Reisen.
Wie verbringst du deinen Urlaub – hast du dann überhaupt noch Lust zu reisen?
Ich reise auch im Urlaub noch gerne. Ich fahre viel Fahrrad und bin gerne mit dem Zug oder Auto unterwegs, um die Länder zu entdecken – oder mache auch eine Pauschalreise. Zuhause bin ich auch gerne, um Familie und Freunde zu treffen.
Hast du ein Lieblingsfahrtgebiet?
Das ist schwierig zu sagen, denn jedes Gebiet hat wirklich seine ganz besonderen Seiten. Ich war zwei Saisons hintereinander in Frankreich auf der Seine. Da habe ich mich sehr wohlgefühlt. Die Donau ist auch etwas ganz Besonderes und ich bin unheimlich gerne hier. Ich muss wirklich sagen, ich bin an den unterschiedlichen Kulturen interessiert – das macht den Reiz aus.
Wird es nicht langweilig, wenn man in einer Saison immer wieder dieselben Ziele sieht?
Es macht mir nichts aus, dieselben Ziele anzufahren. Manchmal ist ein bisschen Routine ja auch ganz schön. Andererseits war ich in dieser Saison auch viel als sogenannter „Springer“ unterwegs und habe somit ganz unterschiedliche Gebiete gesehen, unterschiedliche Schiffe und Routen kennengelernt. Das ist immer interessant und schön.
Hast du denn ein Lieblingsschiff in der Flotte von nicko cruises?
Jedes Schiff hat seine Besonderheiten. Natürlich ist die nickoVISION neu und modern mit vielen Neuerungen wie den drei Restaurants. Die anderen Schiffe sind teilweise ein bisschen älter und haben ihren eigenen Charme.
Es kommt immer ein bisschen darauf an: An Bord der nickoVISION sind viele Erstgäste, würde ich sagen, die vorher noch keine Flusskreuzfahrten gemacht haben. Auf anderen Schiffen haben wir viele Gäste, die schon mal mit nicko cruises gefahren sind. Die kennen das dortige System mit dem festen Sitzplatz im Restaurant und schätzen es auch.
Gibt es Momente, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Auf dem Schiff passiert immer unheimlich viel, deshalb ist es schwierig alles zu behalten. Man lernt die Kulturen kennen. In Frankreich zum Beispiel habe ich die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag mitbekommen und auch das Fête de la Musique. Da muss dann auch teilweise der Fahrplan umgestellt werden. Aber man taucht eben tiefer in die Landeskultur ein.
Mir sind auch viele Gäste im Gedächtnis geblieben. Es gibt Gäste, die schließt man auch während einer kurzen Strecke ins Herz und wenn man sie wiedertrifft ist es wirklich schön.
Natürlich gibt es auch Wartezeiten vor Schleusen oder andere Dinge, die anders sind als man sich das vorgestellt hat. Improvisieren gehört auf dem Fluss absolut dazu! Man kann die Situationen nicht voraussehen. Man hat aber die Verantwortungen für die Gäste, also muss es klappen. Das tut es dann meistens auch. Die Agenturen arbeiten in diesen Fällen auch gut mit und sind sehr flexibel. Auch das Büro in Stuttgart kann ich immer erreichen und wir können so schnell Entscheidungen treffen.
Ich habe aber auch schon erlebt, dass aufgrund von Hoch- oder Niedrigwasser umrouten mussten.
Was muss man mitbringen, um in deinem Beruf erfolgreich zu sein?
Man muss sicherlich gerne mit Menschen arbeiten, offen sein, gerne organisieren, Ich denke auch Flexibilität ist ausschlaggebend und dass man gerne vor einer größeren Menschengruppe spricht. Bei den Kollegen gibt es auch unterschiedliche Werdegänge und viele sind über Umwege zu diesem Job gekommen. Es gibt nun mal keine Ausbildung zur Kreuzfahrtleitung.
Wir danken Annette Kasel und nicko cruises, uns und euch viele interessante Einblicke ermöglicht zu haben.