Mitte Juli, einen knappen Monat nach dem Neustart der Flusskreuzfahrt, durften wir die neu aufgelegten Kurzreisen von VIVA Cruises kennenlernen. Auf Einladung des Veranstalters waren wir für fünf Tage mit der MS INSPIRE auf der Route „Erlebnis Rheingau“ unterwegs.
Details zum Hygienekonzept von VIVA Cruises, zum Schiff an sich und einen Reisebericht haben wir euch bereits vorgestellt. Nun gibt es hier für euch unser abschließendes Fazit.
Das Schiff: die MS INSPIRE
Da VIVA Cruises der hauseigene Veranstalter der Schweizer Reederei Scylla ist, kommen natürlich auch die Flusskreuzfahrtschiffe von Scylla. Der grobe Aufbau der Schiffe ist immer recht ähnlich, so ist es auch kein Wunder, dass uns die MS INSPIRE an die nickoVISION erinnert hat.
Normalerweise fährt die MS INSPIRE für den amerikanischen Reiseveranstalter Tauck. Da dieser das Schiff in Coronazeiten nicht benötigt, kann das Schiff aktuell für VIVA Cruises für das „Erlebnis Rheingau“ fahren. Natürlich merkt man dem Kreuzfahrtschiff an, dass es nicht für den deutschen Markt konzipiert wurde, dennoch haben wir uns sehr wohl gefühlt. Auch dadurch, dass es trotz Baujahr 2013 zwischenzeitlich noch einmal renoviert wurde. Das macht sich besonders in der Panorama Lounge und im Bistro bemerkbar.
Was das Schiff ausmacht, sind die innovativen und vielfältigen Kabinentypen. Hier kommt der amerikanische Stil deutlich hervor. Neben den klassischen Doppelkabinen mit französischem Balkon gibt es eine beachtliche Anzahl an Suiten, davon alleine schon 22 Master Suiten. In einer solchen duften auch wir während der Kurzreise wohnen. Gut gefallen haben uns an dieser Kabinenkategorie der begehbare Kleiderschrank, das moderne Badezimmer, die Fensterfront und dass das Bett nicht parallel sondern quer zur Fahrtrichtung steht.
Highlight der Kabinen waren für uns aber die Suiten über zwei Ebenen. Vom Bett aus hat man dadurch zwar keinen direkten Blick mehr auf das Wasser, dafür könnt ihr in dieser Kabine aber auf einer Art Galerie Platz nehmen und durch eine elektrisch öffnende Fensterfront entsteht fast ein richtiger Balkon.
Die Route: Von Düsseldorf bis Mainz
Die Route mit dem Titel „Erlebnis Rheingau“ führt von Düsseldorf aus über Andernach, Boppard, Mainz, Rüdesheim und Koblenz zurück nach Düsseldorf. Uns hat die Route eigentlich sehr gut gefallen, da es eine schöne Mischung aus kleineren, unbekannten Orten und größeren Städten ist.
Die Ausflugsauswahl war durch die Coronakrise leicht eingeschränkt, was uns aber nicht weiter beeinträchtigt hat. Einziges Manko sind für uns die Liegezeiten gewesen. Für Mainz und ganz besonders Koblenz sind sie sehr knapp bemessen. In Koblenz hatten wir gerade einmal 2,5 Stunden Zeit für unseren Landgang.
Die Route führt auch an der sagenumwobenen Loreley vorbei. Flussaufwärts, also Richtung Mainz, hat uns die Passage der engsten Stelle des Rheins sogar noch besser gefallen als flussabwärts. Das frühe Aufstehen lohnt sich also.
Das Tagesprogramm: Flusskino
Auf Flusskreuzfahrtschiffen könnt ihr alleine schon aufgrund des Platzes wenig Programm beziehungsweise Entertainment erwarten. Natürlich gibt es auf der MS INSPIRE aber auch einen Alleinunterhalter. Bei uns war Rummi an Bord, eine tolle Livesängerin, die nachmittags für uns am Klavier gespielt und abends gesungen hat.
Der eigentliche Star auf dem Fluss ist aber die Aussicht. Wir können auf Flusskreuzfahrtschiffen immer richtig gut entspannen und dabei kann der Ausblick auf die vorbeiziehende Landschaft auch schon Entertainment genug sein. Der Reisetitel „Erlebnis Rheingau“ ist also treffend.
Unterwegs nach Düsseldorf Aussicht von unserer Kabine Unterwegs nach Düsseldorf Unterwegs nach Düsseldorf
Unsere Kreuzfahrtdirektorin Monica hat über den Lautsprecher immer wieder Informationen zu besonderen Highlights gegeben, so zum Beispiel zur Loreley, manchen Brücken, Burgen und Schlössern. Für einen Nachmittag hatte sie außerdem noch ein Musikquiz vorbereitet.
Die Kulinarik: eine solide Leistung
Auch die Kulinarik an Bord hat uns gut gefallen. Die Leistung der Küchencrew war durchgehend solide, die Menüs haben uns immer geschmeckt. Allerdings würden wir uns freuen, wenn VIVA Cruises hier noch mehr auf sein Motto des legeren Lifestyles eingehen würde und vielleicht das ein oder andere Menü im Hauptrestaurant anpasst. Diese waren zum Teil doch noch klassischer gehalten. Hier würden uns über etwas mehr Rafinesse freuen.
Das Bistro am Heck hat uns dagegen sehr gut gefallen. Hier war nicht nur die Gestaltung moderner, auch die Menüfolge. Schade war nur, dass das Abendmenü während unserer Kurzreise nicht wechselte.
Grüner Salat zur Vorspeise Tomatenbisque als Zwischengang Entrecôte mit Ofenkartoffel und Grillgemüse Tiramisu im Glas zum Dessert
Was die Menüs der MS INSPIRE allerdings einzigartig gemacht hat, war die Weinbegleitung. Anstelle eines einfachen Hausweins, wurde jeden Abend ein zum Menü passender Rot- und Weißwein meistens aus dem Rheingau serviert. Und die waren alle wirklich lecker! Das haben wir bei Hochseekreuzfahrtschiffen im Massenmarkt noch nicht erlebt.
VIVA Cruises verspricht ein Konzept des legeren Lifestyles, „wo das Exklusive stets inklusive ist“. Dazu gehört auch das VIVA All-Inclusive. Inklusive sind unter anderem Kaffeespezialitäten und die Minibar. Diese ist allerdings nur mit Bier und Cola gefüllt gewesen, eine größere Auswahl wäre unserer Meinung nach ganz schön gewesen. Wo wir aber wirklich Verbesserungsbedarf sehen ist die Barkarte im Allgemeinen. Hier hätten wir uns etwas mehr Pep gewünscht.
Wer so wie wir keinen Apérol Spritz mag und nicht immer auf Sekt oder Wein als Apéritif zurückgreifen möchte, bekommt schnell ein Problem. Nicht einmal so ein Klassiker wie der Kir Royal ist inklusive und kostet dann auch noch 5,50 Euro. Einen Hugo oder Lillet sucht man auf der Barkarte vergebens. Auch richtige Cocktails wie ein Mojito oder eine Piña Colada sind nicht inklusive und müssen mit 8,00 Euro pro Getränk recht teuer bezahlt werden.
Der Cocktail des Tages und Longdrinks wie Rum Cola oder ein Gin Tonic sind dagegen inklusive.
Die Crew: immer zur Stelle
Der Crew der MS INSPIRE müssen wir großes Lob aussprechen! Die überwiegend osteuropäischen Crewmitglieder waren immer freundlich und hatten ein Lächeln auf den Lippen, das man sogar durch die Masken spüren konnte.
Unsere beiden Kellner im Restaurant haben gerne mit uns gescherzt, das Barpersonal war immer zur Stelle und die Mitarbeiter an der Rezeption hilfsbereit. Allerdings haben die Rezeptionsmitarbeiter nur sehr wenig Deutsch verstanden, Englischkenntnisse können also nicht schaden.
Zusammenfassung: „Erlebnis Rheingau“ in kurzen Worten
Die MS INSPIRE ist ein einzigartiges Schiff für den deutschen Markt, was uns sehr gut gefallen hat. Auch die Route „Erlebnis Rheingau“ hat uns überzeugt und bietet Abwechslung. Die Crew macht einen großartigen Job, egal ob im Service, in der Küche, im Housekeeping oder an der Rezeption.
Auch das Hygienekonzept ist durchdacht, sodass wir uns jederzeit sicher gefühlt haben. Maskenpflicht und Buffetverbot haben wir nicht als Einschränkungen wahrgenommen.
Ein kleineres Manko war für uns defintiv die Barkarte, das VIVA All-Inclusive ist unserer Meinung nach noch ausbaufähig.
Allerdings sehen wir noch Verbesserungsbedarf bei der Wahl der Kreuzfahrtleitung. Denn mit der Besetzung dieser Stelle steht und fällt die Wahrnehmung jedes Anbieters. Monica hat keinen schlechten Job gemacht, aber ihre Art hat doch noch die klassische Flusskreuzfahrt verkörpert. Man hat ihrem Auftreten angemerkt, dass sie sich selbst auch zu einem Großteil als Entertainerin sieht und weniger als Stimme des Schiffs.
Ganz allgemein merkt man auch, dass das VIVA Cruises Konzept noch nicht ganz an Bord angekommen ist. Das ist natürlich auch sehr schwierig auf Schiffen, die für einen anderen Veranstalter gebaut wurden und nun gechartert werden. Wir sehen aber großes Potential im Konzept von VIVA Cruises und wir sind uns sicher, dass man dieses auch noch deutlicher auf den eigenen Schiffen merken wird. Mit der VIVA Tiara ist in diesem Jahr das erste eigene Schiff gestartet und nächstes Jahr kommt mit der VIVA ONE sogar der erste Neubau.
Ganz erfüllt ist der Slogan „Wo das Exklusive stets inklusive ist“ aber noch nicht.